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Kunstmuseum Winterthur:

Félix Vallotton

Vue d’Honfleur, 1910

Félix Vallotton - Vue d'Honfleur

Félix Vallotton
Vue d'Honfleur, matin d’été, 1910
Kunst Museum Winterthur, Ankauf mit Mitteln aus dem Legat Albert und Rosa Sulzer-Grossmann, 1911
Foto: SIK-ISEA, Zürich (Martin Stollenwerk)

1909 mietete Vallotton eine Villa in Honfleur an der Küste der Normandie als Sommerresidenz. Damit begann ein neues Kapitel seiner Malerei; die Landschaft wurde in den folgenden Jahren sein Hauptthema.

Vallotton malte nicht vor Ort. Er benutzte auch keine Photographien als Vorlagen. Er hielt Landschaftspartien in Skizzen fest und ergänzte diese mit Farbangaben. Im Atelier entstand daraus eine komponierte Landschaft.

Den Waldrand oberhalb von Honfleur wählte Vallotton verschiedentlich als Motiv. Die hohen Bäume rahmen den Blick auf die Ortschaft. Sie wirken wie ein Torbogen: Vor ihnen liegt die besonnte Wiese; hinter ihnen gehen die dumpfen Grüntöne in das kühle Mauve des Küstenstreifens über. Die Farben hellen sich im weiten normannischen Himmel auf. Ist die Baumgruppe eine Schwelle zwischen zwei Welten? Sie verleiht der Szene eine ahnungsvolle Dimension.

Das Bild zeigt nicht Einzelheiten; die Bäume werden zu kompakten, stilisierten Formen. Auch die geschwungene Schattenlinie im Vordergrund zeigt diese Stilisierung. Damit nahm Vallotton die japanische Bildgestaltung auf. Wie viele seiner Pariser Malerfreunde hatte er sich früh dafür begeistert. Vallotton war kein realistischer Landschaftsmaler; er gestaltet die Landschaft nach seinem Willen und gab ihr tiefere Bedeutung. Sie wurde zum verschlüsselten Bild, in welchem er sich ausdrückte.