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Kunstmuseum Winterthur:

Anna Maria Lavater

<p data-block-key="tnfz1"><b>Conrad Meyer<br/></b><i>Bildnis der Anna Maria Lavater</i>, 1645<br/>Öl auf Leinwand, 69,7 × 55 cm<br/>Privatbesitz</p>

Conrad Meyer
Bildnis der Anna Maria Lavater, 1645
Öl auf Leinwand, 69,7 × 55 cm
Privatbesitz

Conrad Meyer kam nach seinen damals üblichen Gesellenjahren auf Wanderschaft, die man nach der Lehre antrat, im Dezember 1642 zurück nach Zürich. Mit seiner soliden Ausbildung in der Tasche und den vielen Eindrücken, die er im Ausland sammeln konnte, war er gleich ein gefragter Künstler in seiner Heimatstadt. Im protestantischen Zürich, das entlang der lutherischen Lehre religiösen Bildern eher skeptisch gegenüberstand, war das Porträt eines der lukrativsten Einnahmequellen, und so erstaunt es nicht, dass Conrad Meyer im Laufe seiner Karriere über 200 Bildnisse von berühmten und reichen Menschen der Stadt und darüber hinaus schuf. Dabei kam ihm auch der Umstand zugute, dass der wichtigste Porträtmaler, Samuel Hofmann, schon bald nach Meyers Rückkehr die Stadt in Richtung Basel und später Frankfurt verliess, und Conrad Meyer so zum gefragtesten Porträtisten aufstieg.

Sein Frühwerk ist noch stark vom Stil Samuel Hoffmanns geprägt. Davon zeugt auch dieses frühe Kinderbildnis von Anna Maria Lavater. Er schuf es im Auftrag ihres Vaters, Hans Caspar Lavater (1597–1654), damals Amtmann von Winterthur. Dieser war übrigens verheiratet mit Regula Rahn (1598–1652), der Tochter des Zürcher Bürgermeisters Hans Rudolf Rahn, nach dem heute noch eine Brücke in Zürich benannt ist. Im Anschluss an dieses gelungene Bildnis porträtierte er auch noch ihre beiden Brüder, Heinrich und Johannes.

Conrad Meyer, Bildnis Heinrich Lavater, 1646

Conrad Meyer
Bildnis Heinrich Lavater, 1646
Öl auf Leinwand, 65 x 56,5 cm, Schweizerisches Nationalmuseum

Conrad Meyer, Bildnis Johannes Lavater, 1650

Conrad Meyer
Bildnis Johannes Lavater, 1650, Öl auf Leinwand, 64 x 56,5 cm, Schweizerisches Nationalmuseum

Im Bild sehen wir die damals kleine Anna Maria Lavater angezogen und hingestellt wie eine Erwachsene. Wie in den meisten Fällen zeigt sie Conrad Meyer vor neutralem Hintergrund. Ihr Blick begegnet dem Betrachter direkt, selbstbewusst und ruhig, eingehüllt in die weiche Modulation von Licht und Schatten. Ein steifer Mühlsteinkragen und eine Pelzmütze umrahmen ihr blasses Gesicht, dem die roten Bäckchen Leben und Fülle einhauen. Typisch für Meyers Porträtkunst ist auch, dass die Hände sichtbar sind, die Figur aber ohne Pomp oder theatralische Gestiken auskommt. Die Inschrift unter dem Familienwappen verrät ihr Alter. AETATIS SUE VII bedeutet ungefähr: Ihr Alter war 7. Und ANNO MDCXLV darunter heisst: Im Jahre 1645.

Im Bild sehen wir die damals kleine Anna Maria Lavater angezogen und hingestellt wie eine Erwachsene. Wie in den meisten Fällen zeigt sie Conrad Meyer vor neutralem Hintergrund. Ihr Blick begegnet dem Betrachter direkt, selbstbewusst und ruhig, eingehüllt in die weiche Modulation von Licht und Schatten. Ein steifer Mühlsteinkragen und eine Pelzmütze umrahmen ihr blasses Gesicht, dem die roten Bäckchen Leben und Fülle einhauen. Typisch für Meyers Porträtkunst ist auch, dass die Hände sichtbar sind, die Figur aber ohne Pomp oder theatralische Gestiken auskommt. Die Inschrift unter dem Familienwappen verrät ihr Alter. AETATIS SUE VII bedeutet ungefähr: Ihr Alter war 7. Und ANNO MDCXLV darunter heisst: Im Jahre 1645.

In ihrer linken Hand hält sie leicht geneigt eine Tulpe. Die Blume kann gerade im Barock als Symbol von gleichzeitig Schönheit und Vergänglichkeit gelesen werden. Im Falle eines Kinderbildnisses dürfte der Aspekt des Aufblühens und der Zartheit im Zentrum gestanden haben. Gleichzeitig ist die Tulpe auch ein Zeichen für Wohlstand und Luxus, ähnlich wie es die spitzenbesetzte Kleidung des Mädchens ist. Tulpen waren im 17. Jahrhundert relativ neu und stammten ursprünglich aus dem Osmanischen Reich. Darum umgibt sie auch ein gewisser Hauch von Exotik – und das mitten im sittenstrengen Zürich.