Mit seiner luftigen Atmosphäre, den zarten Farben und der ausgewogenen Komposition gehört diese Herbstdarstellung zu den Hauptwerken von Conrad Meyers Landschaftsmalerei. Bereits das grosse Format zeugt vom Anspruch, den der Künstler an sich und diese Arbeit stellte. Die Einbettung der Jahreszeitenszene in eine zeitgenössische, topographische Umgebung – den Zürichsee und die Stadt dahinter – macht es zu einem der frühesten Gemälde, in denen die Schweizer Landschaft zum Hauptthema erkoren ist.

Zu sehen ist ein Sämann in der Gegend des heutigen Zürcher Stadtkreises Riesbach. Im Hintergrund links ist der Uetliberg dargestellt, in der Bildmitte sehen wir den See und die Stadt Zürich. Deutlich erkennbar ist der Turm von St. Peter und links davon etwas kleiner die damals noch zwei romanischen Türme des Fraumünsters (der Südturm wurde 1728 abgerissen). Auf der anderen Limmatseite finden wir das Grossmünster mit seinen spätmittelalterlichen Nadelhelmen wiedergegeben.

Jahreszeiten waren ein beliebtes Thema im Barock, insbesondere in der flämischen und niederländischen Kunst, die nicht zuletzt im Bereich der Landschaftsmalerei eine wichtige Inspiration für Conrad Meyer war. Dazu passen auch die Figuren im Vordergrund, die charakteristischen landwirtschaftlichen Tätigkeiten nachgehen.

Das Thema der Jahreszeiten taucht bei Conrad Meyer Ende der 1640er-Jahre auch in der Druckgraphik auf. Nach seiner ersten erfolgreichen Herausgabe eines Neujahrsblatts 1645 folgten in den nächsten vier Jahren je eine Darstellung einer Jahreszeit, die jeweils die Stadt Zürich aus allen vier Himmelsrichtungen im Hintergrund zeigen. Der 1648 erschienene Herbst ist mit unserem Gemälde eng verwandt, und es ist davon auszugehen, dass diese Radierung die Grundlage für die Umsetzung in Öl war. Vielleicht war ein Empfänger des Neujahrsblattes so angetan vom Thema, dass er beim Künstler eine grossformatige Ausgabe in Farbe bestellte.